Dorf der Jugend zu Gast in Taucha: Offene Kinder- und Jugendarbeit, Freiräume und die Wichtigkeit von Utopien
Etwa 40 große und kleine Gäste fanden am Dienstagnachmittag ihren Weg ins Tauchaer Schloss, um mit Siebdruck Kleider zu bedrucken, Anstecker zu basteln, sich am Infotisch zu informieren und sich bei einem sehr leckeren Buffet auszutauschen. Eingeladen hatte die Initiative „Solidarische Alternativen für Taucha (SAfT)“ das Jugendprojekt Dorf der Jugend aus Grimma.
Kurz nach halb sieben startete die Podiumsdiskussion zu menschenrechtsorientierter Jugendarbeit in Kleinstädten in der Kulturscheune des Schlosses Taucha. Zu Beginn erläuterten die Gastgeber von SAfT sehr persönlich und eindrücklich, warum sie die Initiative Ende 2018 starteten. Neben den rechten Schmierereien im Stadtbild war das die latente Gewaltbedrohung und eigene Gewalterfahrung an bestimmten Orten in Taucha. Eine Motivation war auch, einen Ort in Taucha zu schaffen, der insbesondere dem rechten Klima etwas entgegensetzt und Alternativen ermöglicht.
Sarah und Tobias aus Grimma erzählten dann vom Dorf der Jugend. Um 2012 begann die Entwicklung des Projekts, das als ein Ort der „Offenen Kinder- und Jugendarbeit“ einen Freiraum bieten sollte, der verschiedene Jugendszenen – von Skater_innen, Biker*innn, Sprayer_innen bis zu Basketballer*innen – einen gemeinsamen Platz bieten sollte. Heute ist das ein Ort auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Grimmaischen Spitzenfabrik mit einem Cafe, einer Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt, einem Skate-Parcours und Basketballkorb, Garten und Hühnern. Ein großer Veranstaltungsraum ist im Entstehen. Alle zwei Wochen ist Plenum, in der Entscheidungen von den Jugendlichen gemeinsam und im Konsens entschieden werden. Das Alter der jüngsten Nutzenden reicht aktuell von 3 bis 15, die Jugendlichen, die aktiv die Selbstverwaltung des Projekts stemmen, sind zwischen 15 und 23 Jahre alt.
In der sehr anregenden Nachfrage- und Diskussionsrunde ging es um vielfältige, aber miteinander verknüpfte Themen: die Motivation für das Projekt aus einer Beobachtung der Abwanderung der Älteren und der damit schwindenden Grimmaischen Jugendkultur-Szene; um die Wichtigkeit von selbst gestaltbaren Freiräumen für Jugendliche; um die Bedeutung von Utopien, das Nicht-in-Schranken-Denken, um Vision und Fantasie; um die Erfahrungen mit der Stadtverwaltung, bei der alle Beteiligten dazulernen; um die Fokussierung von Jugendsozialarbeit auf Prozesse und Entwicklungen, nicht auf Ergebnisse; um die Problematik der akzeptierenden Sozialarbeit der 90er und den schmalen Grat, den viele Jugendsozialarbeiter_innen beschreiten müssen; etc. Alles Themen, die auch in Taucha eine Rolle spielen und stärker spielen können.
Vielen Dank an das Siebdruck-Kollektiv monochrome aus Leipzig für die Unterstützung, den Tauchaer Schlossverein für die Räumlichkeiten, die Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen für die finanzielle Unterstützung und alle weiteren Mitwirkenden!
SAfT – Solidarische Alternativen für Taucha
03.07.2019
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