Kurz und knapp
Im Verlauf des Aktionstages haben uns knapp 250 Menschen aus Taucha und Leipzig besucht. Viele Kinder nutzten ausgiebig die Hüpfburg und Spieltische. Auch wenn Platz für mehr gewesen wäre, wurden damit unsere eigenen Erwartungen übertroffen. Wir haben uns sehr über den Zuspruch von Taucher*innen, aber auch über die solidarische Unterstützung aus Leipzig, gefreut.
Für die Finanzierung des Aktionstages wurden uns Mittel aus dem Aktionsfond der Partnerschaft für Demokratie in Nordsachsen http://www.demokratie-nordsachsen.de/foerderung.html zugesagt. Wir haben gemeinsam ein Zeichen setzen, dass wir die zunehmende Verrohung von Sprache und Gesellschaft nicht dulden wollen. Dafürwir uns den öffentlichen Raum, um mit allen Interessierten darüber ins Gespräch zu kommen, was wir selbst für ein solidarisches und vielfältiges Miteinander in Taucha tun können.
Danke an alle, die uns im Vorfeld und vor Ort unterstützt haben.
Warum ein Aktionstag?
Uns alle stört und besorgt die steigende Zahl menschenverachtender, den Nationalsozialismus verherrlichender Sprühereien und Aufkleber im Stadtbild Tauchas, die vermehrten Pöbeleien und Gewaltandrohungen um die Endhaltestelle An der Bürgerruhe, im Park, am Schöppenteich und vor dem Kaufland in der Portitzer Straße (siehe auch https://saft.noblogs.org/dokumentation/).
Die Vorstellung, in einer Stadt zu leben, in der wir aufgrund unseres Aussehens, unserer politischen Einstellung, unserer Sexualität, Herkunft oder was auch immer mittlerweile um unsere körperliche Unversehrtheit und die unserer Kinder bangen müssen, ist unerträglich. Wir finden es wichtig die Probleme in Taucha deutlich zu benennen, klar Haltung zu beziehen und selbst aktiv zu werden.
Mit dem Aktionstag wollten wir Lust machen auf vielfältige kulturelle Veranstaltungen, politische Bildung und eine lebendige, demokratische und unbequeme Zivilgesellschaft.
Folgende Ziele hatten wir uns für den 25.05.2019 gesetzt:
Aktivieren, Informieren, Sensibilisieren
… über rechte Symboliken und Argumentationsstrategien informieren, für die Perspektive von Betroffenen sensibilisieren und zur Aktivierung der Zivilgesellschaft beitragen.
Präsenz zeigen
… gemeinsam ein Zeichen setzen, den öffentlichen Raum bespielen und zeigen, dass wir die zunehmende Verrohung von Sprache und Gesellschaft nicht dulden.
Beziehungen knüpfen, netzwerken, ansprechbar werden
…. einen Anlauf- und Treffpunkt zur Vernetzung bieten, sowie den Austausch zwischen bereits engagierten und interessierten Menschen fördern. Außerdem sollte SAfT so auch jenseits des Internets (saft.noblogs.org) und persönlicher Kontakte ansprechbar werden.
Visionen formulieren und Spaß haben
…gemeinsam mit allen Interessierten darüber ins Gespräch kommen, was wir selbst für ein solidarisches und vielfältiges Miteinander in Taucha tun können. Einige Initiativen gibt es bereits, andere stehen noch in den Startlöchern. Bei SAfT träumen wir von einem sozialen Zentrum, indem verschiedene selbstorganisierte Kultur-, Beratungs- und Mitmachangebote für verschiedene Altersgruppen zur Belebung des Zusammenlebens in Taucha beitragen.
Nicht zuletzt sollte es am Aktionstag darum gehen gemeinsam eine gute Zeit zu haben!
Vorbereitung und Anmeldung
Unser Aktionstag wurde als Sondernutzung des öffentlichen Raumes angemeldet. Zu Beginn hatten wir die Anmeldung als Kundgebung favorisiert, um den politischen Charakter der Veranstaltung zu verdeutlichen und auf ein höheres Rechtsgut – die Versammlungsfreiheit – zurückgreifen zu können und so auch möglichen Be- oder Einschränkungen durch die begegnen zu können. Im Verlauf entschieden wir uns jedoch für die Sondernutzung und damit auch den direkteren Austausch mit der Stadtverwaltung in Taucha. Nach anfänglich guten Gesprächen und mehreren mündlichen Zusagen gab es dann kurz vor knapp noch mal ein kritisches Gespräch mit dem Ordnungsamtsleiter und dem Tauchaer Bürgermeister. Bei uns entstand der Eindruck, man wollte uns von unserem Vorhaben abbringen. Wir bestanden jedoch auf der Durchführung unseres Aktionstages und erläuterten nochmal ausführlich unser Anliegen sowie den Stand der Vorbereitungen. In der Woche vor dem Aktionstag lief dann alles recht reibungslos und im guten Austausch. Die monatelange Unsicherheit bis quasi kurz vor der Veranstaltung war, trotz gutem Ende, nervenaufreibend. Schließlich war die Entscheidung, „einfach weiter zu machen“, auf jeden Fall die richtige.
Werbung für die Veranstaltung
In der Maiausgabe des Tauchaer Stadtanzeigers, das Amtsblatt der Stadt Taucha, welches kostenlos an alle Haushalte in Taucha verteilt wird, haben wir auf den Aktionstag hingewiesen. Etwa eine Woche vor der Veranstaltung wurde in zahlreichen Läden im Tauchaer Stadtgebiet mit freundlich gestalteten Flyern und Plakaten auf den Aktionstag aufmerksam gemacht. Sogar der Heimatverein Taucha e.V. bewarb die Veranstaltung auf seiner Homepage. In den elektronischen Infobrief der Zeittauschbörse Taucha wurde Veranstaltungstipp ebenfalls aufgenommen. Außerdem nutzten wir unseren witter-Account, um die Veranstaltung bekannt zu machen. Zwischenzeitlich hatte sogar der Tauchaer Bürgermeister unsere Einladung per twitter weiterverbreitet, löschte den Tweet aber nach ein paar Tagen wieder. Auf facebook wurde eine Veranstaltung erstellt, welche jedoch kaum Resonanz erfuhr und in der facebook-Gruppe Hallo Taucha wurde ebenfalls auf die Veranstaltung hingewiesen.
Auch die Mitglieder der verschiedenen Projekte der Solidarischen Landwirtschaft um Taucha, der Jugendclub Taucha, die Pfadfinder*innen Taucha und das Jugenparlament Taucha erhielten eine direkte Einladung.
Mit Werbung in Leipzig hielten wir uns etwas zurück, weil wir hauptsächlich Menschen aus Taucha ansprechen wollten.
Mediale Berichterstattung
LVZ und Taucha Kompakt hatten in recht ausführlichen Artikeln im Vorfeld auf den Aktionstag und dessen Anlass hingewiesen (siehe https://saft.noblogs.org/presse/ ). Am Aktionstag selb waren Journalist*innen der LVZ, ein junger Journalist von einer Schülerzeitung aus Borna, einer Journalistin vom Neuen Deutschland und eine Macher*in von Radio Blau auf dem Tauchaer Marktplatz und haben fleißig Fragen gestellt.
Ein Bericht zum Aktionstag erschien in der LVZ am 29.5.2019. Bei Radio Blau lief ein Beitrag zum Aktionstag am 30.05.2019 in der Sendung Aktuell (zum Nachhören hier https://saft.noblogs.org/aktionstag-25-05-2019/radiobeitrag-zum-saft-aktionstag-vom-25-05-2019-in-taucha/ ). Sowohl vor als auch nach der Veranstaltung hatten wir eine Pressemitteilung verschickt (siehe https://saft.noblogs.org/aktionstag-25-05-2019/pressemitteilungen/ ).
Insgesamt waren wir mit unserer Pressearbeit und der Aufmerksamkeit recht zufrieden.
Stände
Am Stand von ChronikLE https://www.chronikle.org/ konnte man sich umfassend über rechte Strukturen und Ereignisse in Leipzig und dessen Umland informieren. Es gab ebenfalls zwei kleine Broschüren zu Taucha. In der ersten wurden Ereignisse mit rassistischen, nationalistischen und extrem rechten Hintergrund gesammelt und in der zweiten anhand von Schmierereien und Stickern in Taucha über rechte Codes und Symbole informiert.
Die Bürgerinitiative „Kleinzschocher wird bunt“ https://de-de.facebook.com/buntesKleinzschocher/ lud mit einer Sofaecke zum Diskutieren ein, suchte das Gesräch, fragte einige Gäste direkt nach ihren Wünschen für Taucha und sammelte diese an einer Pinwand. Mit dabei war auch die Initiative KOLA https://kolaleipzig.de/, welche bei Taucha ein weiteres Projekt der Solidarischen Landwirtschaft aufbauen will. Viele Interessierte nutzten die Angebote sich zu informieren. Die vielen Kinder hatten großen Spaß auf der wirklich spektakulären Hüpfburg. Kinderschminken durfte auch nicht fehlen. Groß und Klein nutzen die Tischspiele ausgiebig.
SAfT-Stand
Wir als Initiative waren an einem eigenen Stand ansprechbar, hatten aber auch alle T-shirts an, an denen man uns erkennen konnte. Am Stand gab es Flyer und Buttons von SAfT, sowie Bio-Apfelsaft mit eigenem SAfT-Etikett zum mitnehmen. Ein offenes Buffet, Kaffee und Saftschorle sorgten auch für das leibliche Wohl. Viele Besucher*innen freuten sich über unsere öffentliche Präsenz, boten ihre Unterstützung an und hinterließen uns ihre Kontaktdaten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Außerdem diskutierten wir mit Interessent*innen unsere Idee eines Sozialen Zentrums, als Ort einer lebendigen Zivilgesellschaft, für Taucha. Weiterhin wurden an Passant*innen im Umfeld des Marktes Flyer von SAfT verteilt.
Programm
Roxi gab zu Beginn der Veranstaltung ein paar Stücke auf verschiedenen Maultrommeln und Flöten zum Besten. Mit einigen kurzen Redebeitragen der Initiative SAfT wurde auf Anlass und Ziele des Aktionstages hingewiesen. Außerdem wurden Grußworte von der Initative #guscheaufgegenrechts https://www.guscheauf.jetzt/ verlesen. Für ausgelassene Stimmung sorgte die Brassband Frohe Zukunft aus Halle https://de-de.facebook.com/BrassMusicHalleSaaleFroheZukunft/, dies war nach den kurzen Interaktionen mit Vertreter*innen von AFD und NPD auch nötig. Marlies Michel trug außerdem noch einige Gedichte vor, die an die Folgen von Faschismus erinnerten und zu Wachsamkeit mahnen sollten. Für die technische und musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgte ansonsten mit eigenen Dubkreationen ein Unterstützer des solarfestival e.V. http://www.solarfestival.de/. Zwei weitere musikalische Beiträge mussten leider kurzfristig entfallen. Sowohl Auf- als auch Abbau verliefen zügig und ohne Probleme.
Sicherheit
Im Vorfeld hatten wir uns bereits mit dem Sicherheitsaspekt und möglichen Provokationen oder Übergriffen durch Personen aus dem extrem rechten Spektrum auseinandergesetzt und haben uns an den Empfehlungen aus der Broschüre Feste feiern ohne Nazis der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin orientiert https://www.mbr-berlin.de/wp-content/uploads/2015/10/mbr_2015_festefeiern_web.pdf.
Bereits auf den Einladungen zum Aktionstag für ein solidarisches Taucha wurde darauf hingewiesen, dass Mitglieder und Sympathisant*innen von rechten Parteien und anderen Organisationen ausgeschlossen werden. Die Veranstaltungsordnung hing auch an den Eingängen zum Veranstaltungsgelände. Außerdem hatten wir einen Hinweis aufgehangen, dass Fotos ausschließlich nach Rücksprache mit den abgebildeten Personen gemacht werden sollen und sich Pressevertreter*innen am SAfT-Stand melden sollten. So wollten wir auch die Teilnehmer*innen der Veranstaltung und uns selber schützen.
Innerhalb der ersten Stunde versuchte bereits der jetzige AFD-Stadtrat Klaus Hoffmann in Begleitung von drei Personen auf das Veranstaltungsgelände zu kommen. Mit Verweis auf die Veranstaltungsordnung wurden sie jedoch bereits beim Betreten darauf hingewiesen, dass ihnen der Zutritt mit Verweis auf das Hausrecht verweigert wird. Zunächst animierte Hoffmann seinen Begleiter, das kurze Gespräch zu filmen, was aber durch unsere Intervention unterblieb. Wir verwiesen auf die Sondernutzung, die Veranstaltungsordnung, unser Hausrecht und unser Ziel, Menschen zusammenzubringen, die sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Nationalismus engagieren wollen.
Daraufhin verließen er und seine Begleitung den Marktplatz. Später versuchte Hoffmann noch, Fotos von der Veranstaltung aus seinem Auto heraus zu machen. Ihm wurde allerdings die Sicht versperrt und darauf angesprochen, dass er das Fotografieren unterlassen soll, drohte er noch, dass „uns“ die Gelder gestrichen werden, wenn bald die AFD regiert. Gut, dass wir uns alle ehrenamtlich bei SAfT engagieren. 😉
Kurze Zeit darauf kamen drei Personen aus dem Umfeld der NPD, welchen jedoch auch der Zutritt verweigert wurde. Diese hielten sich etwas länger mit einigen hinzukommenden Jugendlichen auch im Umfeld der Veranstaltung direkt am Markt auf.
Aufgrund der gezielten Provokationen und einer diffusen Informationslage zu anderen Ansammlungen von rechten Jugendlichen in Taucha entschieden wir uns, die Polizei zu verständigen, welche nach kurzer Zeit einen Streifenwagen in der Nähe der Veranstaltung postierte und auch mit weiteren Fahrzeugen die Stadt bestreifte. In unmittelbarer Nähe der Veranstaltung wurden auch einige Personenkontrollen bei vermutlich rechtem Klientel durchgeführt. Die Polizei blieb bis zum Schluss zur Absicherung der Veranstaltung vor Ort. Einige weitere Personen, die eindeutig der rechten Szene zuzuordnen waren, wurde ebenfalls der Zutritt verweigert. Kurz vor dem Abbau liefen noch mal zwei Personen, von denen einer eine Trainingsjacke des extrem rechten Kampfsportteams Imperium Fight Team https://www.belltower.news/lexikon/imperium-fight-team/ trug, gezielt eine Runde um unsere Veranstaltung. Dies deuteten wir als weiteren Einschüchterungs- versuch. Diese einzelnen Provokationen und rechte Präsenz wirkte teilweise verunsichernd auf die Gäste unserer Veranstaltung. Zusammenfassend lässt sich allerdings feststellen, dass wir die Situationen ganz gut bewältigt und uns nicht all zu sehr aus der Ruhe bringen lassen haben.
SAfT – Solidarische Alternativen für Taucha 12.Juni 2019