Mehr als 30 Gäste kamen am Dienstag, dem 12.11.2024 in der Haugwitzstube auf dem Tauchaer Schloss zusammen, um Johannes Herwigs Lesung aus seinem Buch „Scherbenhelden“ zu lauschen.
Johannes Herwig, der aus Leipzig kommt, vertrat sehr kurzfristig den Autor Jakob Springfeld, der krankheitsbedingt nicht aus seinem Buch „Unter Nazis“ vorlesen konnte.
Beide Autoren eint, autobiographische Erfahrungen mit rechter Gewalt in Textform zu bearbeiten – zu unterschiedlichen Zeitpunkten und auf verschiedene Art und Weise.
Trotz der kurzfristigen Planänderung waren die Menschen interessiert, aufgeschlossen und kamen mit den Beteiligten ins Gespräch. Es gelang einen Bogen zu spannen: Von dem Roman mit autobiografischen Zügen, der in den 90ern in Leipzig spielt, bis hin zur teils ernüchternden Realität in Taucha heute.
Einige Jugendliche trugen gesammelte Texte zu ihren persönlichen Erfahrungen in Taucha vor. Wie der Alltag für sie aussieht; was es bedeutet, einfach anders auszusehen und zu denken; ausgegrenzt und angepöbelt zu werden. Das ist vielen sehr nahe gegangen.
Die Texte waren bedrückend, düster und leider auch pessimistisch. Auch in der anschließenden Diskussion zeichneten die Jugendlichen ein trauriges Bild von Taucha: Wie muss das sein, in so einer Kleinstadt aufzuwachsen und nur noch den Wunsch zu haben, von hier weg zu gehen? Wer soll hier die Zukunft bunt und vielfältig gestalten?
Die Veranstaltung zeigte einmal mehr, dass man eben doch nicht ganz alleine ist mit der Angst, der Ohnmacht und der Ratlosigkeit.
Es war ein offener und empathischer Austausch, der Interesse signalisierte und Verständnis generierte, aber auch gesellschaftliche Leerstellen deutlich machte. Die Jugendlichen wollen gemeinsam an weiteren Texten arbeiten, perspektivisch wird eine kleine Publikation entstehen.